Fressverhalten
Hunde fressen auf unterschiedliche Weisen, wobei von zügigem Schlingen bis Futter verweigern alles dabei sein kann.
Die Nahrungsaufnahme ist existenziell und sollte daher in ruhiger und sicherer Umgebung stattfinden. Fremde Artgenossen oder Menschen, aber auch spielende Kinder während dieser Zeit in unmittelbarer Umgebung könnte ein Hund als Nahrungskonkurrent betrachtet. Hunde reagieren auf Nahrungskonkurrenten unfreundlich bis aggressiv oder sie stellen das Fressen ganz ein. Auf die Dauer führt das zu Fressstörungen, Verhaltensauffälligkeiten oder sogar Gesundheitsschäden.
Das Fressverhalten von Hunden ist innerhalb einer Sozialgemeinschaft mit einer hierarchischen Struktur verbunden.
Die Hierarchie der Gruppe gibt vor, wer wann was fressen darf, wobei nicht zwingend der Ranghöchste immer zuerst frisst. Einige Hunde neigen dazu, sich ihr Futter bis zum Schluss aufzusparen, damit ihnen auch alle anderen Sozialpartner beim Fressen zusehen werden. Eine aufschlussreiche Handlung bezüglich des Charakters dieser Hunde, denn sie kommunizieren u. a. über ihre Lebensressource Nr. 1, das Futter.
In der Mehrhunde-Haltung kann immer einmal beobachtet werden, dass ein Hund sich beispielsweise besonders viel Zeit mit seinem Kauartikel lässt. Dabei liegt er so, dass ihm die anderen zusehen müssen. Ein anderer Hund dieser Gruppe frisst vielleicht sehr schnell, schlingt die Nahrung lieber hinunter. Möglicherweise würde der zweite Hund sich sehr viel mehr Zeit lassen, wenn er allein gefüttert würde.
Weiß der Mensch über die Hierarchie seiner Hunde und deren Fressverhalten bescheid, kann er Futterstreitigkeiten zwischen den Hunden vorzubeugen.
Es ist nahezu unmöglich, mehrere Hunde aus derselben Schüssel fressen zu lassen. Der Stärkste würde sich den besten Platz sichern und ihn verteidigen. Eine Fütterungsstruktur, entsprechend der Hierarchie, sorgt für Ruhe im Rudel.
In der Einzelhund-Haltung besteht die Gefahr einer Futterstreitigkeit nur, wenn sich die Menschen missverständlich verhalten.
Ein frühzeitiges Wegnehmen der Nahrung, obwohl der Hund noch nicht fertig ist, ist aus hündischer Sicht widersinnig. Ältere Hunde interpretieren dies womöglich als Kühnheit des Menschen und antworten entsprechend darauf. Bei einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Mensch und Hund wird der Mensch jederzeit an das Fressen seines Hundes gehen können. Das aber ist nicht gleichbedeutend mit „es dem Hund wegnehmen“. Besteht ein triftiger Grund, warum der Mensch das Futter nach der Freigabe noch einmal für sich beansprucht, wird der Hund die Rücknahme vermutlich akzeptieren, wenn er gelernt hat, dass er es zurückbekommt.
Als Erziehungsmaßnahme ist die Futterwegnahme ungeeignet.
Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass der Mensch dadurch in der Rangordnung steigt. Vielmehr errichtet der Mensch dadurch eine Plattform für Fehlkonditionierungen, Futteraggressionen und Streitigkeiten.
Zeigen Hunde Verhaltensstörungen beim Fressen, sind diese vermutlich hausgemacht.
Übergewicht und Verdauungsstörungen beim Hund kann mehr Ursachen haben, als zu viel oder das falsche Futter.
Von klein auf gelerntes extremes Schlingen entsteht meist durch zu viele Nahrungskonkurrenten. Bei Spaziergängen einfach alles aufnehmen und Hinunterschlucken entsteht oftmals durch strenge Verbote im Welpen- oder Junghundalter (Siehe Vorbereitung zum Apportieren).
Bei Frustfressern kann das Fressverhalten möglicherweise durch Futtersuchspiele zu mehr Befriedigung führen. Futterverweigerern schmeckt es womöglich einfach nicht, oder ängstigen sich, in der Umgebung zu fressen.
In einer Hundegruppe ist die Kommunikation über die Ressource Futter eindeutig zu erkennen (siehe Futter-Aggression). Damit ist Fressen mehr als eine simple Nahrungsaufnahme. Das Fressverhalten ist Bestandteil sozialer Interaktionen und hündischer Kommunikation.
Der Mensch kommuniziert ebenfalls über Futter, oftmals unwissentlich.
Beispielsweise durch das Leckerchen aus der Hand, die Futterschüssel Freigabe, den Futterbeutel oder Ähnliches. Der Hund interpretiert das menschliche Verhalten auf hündische Weise, wobei der Mensch es so vielleicht nicht meinte. Ohne Kenntnisse über die Bedeutung der Lebensressource Futter bei Hunden kann es zu Missverständnissen zwischen Mensch und Hund kommen.
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