Der Futterbeutel im 3. Umfeld
Kooperative Jagdsequenzen nach dem Futterbeutel bereichern die täglichen Unternehmungen von Mensch und Hund.
Nach sorgsamer Vorarbeit haben Mensch und Hund es geschafft, sie gewinnen das 3. Umfeld dazu. Von nun an wird in Feld, Wald und Wiesen gejagt. Das Übungsgelände bietet damit umfangreiche Möglichkeiten für eine artgerechte Hundehaltung.
Bevor Sie für ihren Hund dort die Futterbeutel werfen, bedenken Sie bitte: Im 3. Umfeld halten sich fremde Hunde (meist mit ihren Menschen) auf. Doch egal ob mit oder ohne dazugehörigen Menschen, für ihren Hund ist der fremde ein Nahrungskonkurrent. Damit es nicht zu unschönen Auseinandersetzungen kommt, sondieren Sie das Übungsgebiet genau. Gegebenenfalls suchen Sie einen anderen Platz, wenn zu viele Hundespaziergänger unterwegs sind. Damit zeigen Sie ihrem Hund, dass Sie verantwortungsbewusst Handeln und die Situation kontrollieren. Keinesfalls betrachtet ihr Hund ein Ausweichen als Schwäche. Vielmehr zeigen Sie ihm durch ihr Vorbildverhalten, wie man Konflikte vermeidet und seine Beute schützt.
Die Natur hält zahlreiche Übungsvarianten für Mensch und Hund bereit.
Einige Übungen wie beispielsweise den Futterbeutel samt Seil in eine Astgabel auf einen Baum legen, kann aus dem 2. Umfeld in das 3. übernommen werden.
Hinweis: Das 3. Umfeld beheimatet Wildtiere. Bei allen Übungen ist darauf zu achten, dass Wild nicht zu stören. Ist der Hund nicht in jeder Situation zuverlässig abrufbar, ist eine 5 Meter Trainingsleine obligat.
Balancierübungen gemeinsam mit dem Hund
Ein paar Schritte abseits der Wege liegen oftmals umgekippte, tote Baumstämme, die für Balanceübungen genutzt werden.
Die Balanceübungen können gemeinsam mit dem Hund getan werden, wobei der Hund zuerst hinter seinem Menschen über den Baumstamm balanciert. Am Ende dreht sich der Mensch um, gibt seinem Hund ein Signal z.B. drehen oder kehrt, der Hund soll auf dem Baumstamm drehen, dann geht der Hund vorweg und der Mensch folgt ihm – alles an lockerer Leine.
Wieder am Ausgangspunkt angekommen wirft der Mensch direkt den Futterbeutel, der Hund darf ihn apportieren. Ich bezeichne das als einen Spaßapport, da dieser Apport dazu dient, den Hund locker zu machen, bzw. der Hund darf sich nach einer Konzentrationsübung dadurch „freilaufen“. Bei einem Spaßapport wird der Hund zuvor nicht platziert / positioniert, der Apport erfolgt aus der Bewegung heraus. Nur bei der Abgabe wird auf die Position geachtet, eine Frontalbegegnung vermieden.
Lesen Sie mehr dazu unter Hundetraining – Balancier- und Kletterübungen für Hunde.
Für Hunde, die gerne buddeln, bieten sich weiche Waldböden an.
Der Futterbeutel kann unter den Baumstämmen, alten morschen Stümpfen oder einem Haufen Bruchholz verscharrt werden. Während der Mensch die Übung vorbereitet, wird der Hund platziert. Ist der Futterbeutel versteckt, erhält der Hund das Signal: Such. Der Hund darf jetzt nach Herzenslust buddeln, auch wenn er (noch) nicht direkt am Zielpunkt gräbt. Gönnen Sie ihm den Spaß. Besser im Wald, als im heimischen Garten.
Sollten sie sich nicht sicher sein, dass ihr Hund den Beutel findet, wird ein Seil daran befestigt, dessen Ende aus der Erde / dem Versteck schaut. Lesen Sie mehr dazu unter Hundetraining – Suchspiele für Hunde im Wald.
Bachläufe und andere Wasserbecken
Bei sommerlichen Temperaturen macht das Apportieren am Wasser vielen Hunden große Freude. Zwischendurch ab ins kühle Nass schafft Erleichterung. Hunde, die Wasser scheuen, könnte der Futterbeutel überzeugen, sich zu überwinden. Damit der Futterbeutel schwimmt, wird er mit Korken gefüllt. Mit einem Seil, das der Mensch in der Hand behält, kann man dem Futterbeutel einen Bewegungsimpuls geben. Bewegte Beute ist für Hunde ein weiterer Reiz für die Jagd. Bei fließenden Gewässern sorgt das Seil dafür, dass der Beutel nicht verschwindet, bevor der Hund ihn packt.
Bei stehenden Gewässern sollte darauf geachtet werden, dass das Wasser klar ist. Verschlickte Gewässer können gekippt sein, die der Hundegesundheit unzuträglich sind.
Lesen Sie mehr dazu unter: Suchspiele am Wasser für Hunde.
Die Jagd nach dem Futterbeutel im „Rudel“
Eine tolle Jagdvariante auf den Futterbeutel ist ein Spiel, bei dem zwei Menschen gemeinsam mit ihrem Hund arbeiten.
Dabei hat jeder Mensch einen Futterbeutel. Während Mensch A seinen Futterbeutel versteckt, wartet der andere Mensch B mit dem Hund in der Nähe. Mensch A versteckt den Beutel an einem Platz, den der Hund nur anzeigen kann, selbstständig aber nicht den Futterbeutel erreicht, z.B. hoch in einer Astgabel abgelegt. Mensch A kehrt zurück und gibt dem Hund das Such-Signal, Mensch B begleitet den Hund. Der Hund nimmt die Spur von Mensch A auf. Hat er das Ziel erreicht und Mensch B signalisiert, wo sich der Beutel liegt, wird Mensch B wichtig für den Hund. Er lobt seinen Hund, während er den Beutel aus der Astgabel nimmt, der Hund bekommt einen Spaßapport und trägt den Beutel zurück zu Mensch A. Nun wechselt es, Mensch B versteckt den Beutel.
Diese Jagdvariante ist angelehnt in die strategische Jagd eines Rudels. Alle arbeiten in Kooperation und sind aufeinander angewiesen.
Bei einem Spaziergang können die Menschen ihren Hund gemeinsam beschäftigen, für den Hund eine sinnvolle und artgerechte Jagd, aber auch sehr anstrengend. Sie erfüllt mehrere Faktoren: Suchen, Disziplin und Kooperation. Deshalb zwischen den einzelnen Jagdsequenzen immer mal ein Päuschen einlegen, damit der Hund nicht überfordert wird.
Die Jagd auf mehr als einen Futterbeutel
Eine weitere Möglichkeit, den Hund im 3. Umfeld den, bzw. die Futterbeutel erjagen zu lassen, ist eine Art Jagility. Hierbei wartet der Hund z.B. im Auto, sofern die Außentemperaturen es zulassen. Der Mensch verteilt auf einer Wegstrecke, die wieder am Auto endet, eine Reihe von Futterbeuteln an unterschiedlichen Plätzen. Mal hoch im Baum, mal an einem Ast hängend, mal unter Bruchholz oder einem Baumstamm. Der Mensch holt seinen Hund aus dem Auto und schickt ihn in die Suche. Der Hund folgt der Spur seines Menschen und sammelt Beutel für Beutel wieder ein. Gefressen wird am Ende am oder im Auto.
Bei der Jagility Variante ist es wichtig, dass die Strecke nicht zu lang ist und evtl. der Jackpot (Hauptmahlzeit) Beutel beim Menschen bleibt.
Denn in der Natur gibt es anderen Tiere mit der gleichen Nahrungsquelle. Die ausgelegten Beutel können ohne Futter (mit Korken, etc.) gefüllt sein, damit sie keine Fleischfresser anlocken.
Diese Übung kann der Mensch aufbauen, einen Tag ruhen lassen und am nächsten Tag mit dem Hund ausarbeiten. Bis dahin hat sich der Geruch des Menschen auf dem Boden abgelegte, es sind Gärungssäfte entstanden, die der Hund wie bei der Fährtenarbeit sucht. Ich habe mir für diese Übung kleine Schilder / Karten laminiert, auf denen der Hinweis steht: „Bitte liegen lassen. Ich bin ein Trainingsobjekt.“ Das sorgte dafür, dass Hundebesitzer aus meiner Nachbarschaft, ihre Hunde von den Beuteln fernhielten. Bei der über Nacht liegen lassen Variante, sollten die Beutel alle hoch platziert werden, um Fuchs und Mader nicht auf dumme Gedanken zu bringen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein paar brauchbare Anregungen für die gemeinsame Jagd auf den Futterbeutel im 3. Umfeld geben. Gerne dürfen Sie mir ein Feedback schreiben, Wünsche äußern oder Anregungen für neue Texte senden.
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