Der aufdringliche Hund
So mancher Hund kann, so scheint es zumindest, nie genug Streicheleinheiten bekommen.
Sie sind ihren Menschen, aber auch Fremden gegenüber ständig körpernah und distanzlos. Berührt man sie, drehen und winden sie sich um ihre eigene Achse. Gerne lassen sie sich an der Kruppe kraulen. Sie können nur für wenige Sekunden stillstehen und geduldig die Berührungen ertragen. An der Hektik, die diese Hundetypen zeigen, sieht man, dass die Hunde keine Befriedigung erlangen. Sie möchten gerne genießen können, schaffen es aber nicht, Ruhe zu bewahren.
Oftmals beginnen sie, die Hände der streichelnden Person abzulecken.
Dieses Ablecken der Hände beurteilen viele Hundehalter als »er ist überaus glücklich«, »der Hund streichelt zurück« oder auch »er hätte den Streichelnden richtig gern«.
Doch leider stimmen diese Aussagen nicht. Hektisches Züngeln und Schlecken von Hunden ist oftmals ein Konfliktsignal. Der Hund arbeitet sein Unbehagen in der Situation über die Dynamik ab.
Ruhiges gleichmäßiges Ablecken von menschlichen Händen hingegen ist eine Pflegegeste des Hundes an den Menschen. So wie es Elterntiere mit ihren Welpen praktizieren.
Bei dem Versuch des Hundebesitzers, gemeinsam mit seinem Hund auf einer Decke in Kontakt zu liegen, entsteht so viel Nähe für den Hund, dass er sich entweder gar nicht erst hinlegt oder sofort wieder aufspringt. Der Hund vollführt dabei clownisches Gehampel, was auf den Laien belustigend wirkt.
Um diesen Hunden die Vorteile von geruhsamem Kontaktliegen näherbringend zu können, müssen die Hunde zunächst grundsätzlich Ruhehalten lernen – entschleunigt werden. Für sie ist die Platzzuweisung im Haus hilfreich und Steadiness-Übungen und Abschalttraining förderlich.
Festhalten oder zu Körperkontakt zwingen, sollte der Mensch diese Hunde nicht.
Sie genießen die Nähe oder Enge zu dem Menschen keineswegs und werden umso hektischer, je mehr sie sich bedrängt fühlen. Auch wenn diese Hunde sich distanzlos verhalten, erlauben sie es dem Menschen keineswegs, es ihnen nachzuahmen.
Erster Kontakt sollte in einer absolut reizarmen Umgebung stattfinden.
Die Hunde nutzen jede Gelegenheit, sich der Nähe und vor allem einer fixierenden Berührungen wie Holding zu entziehen und beschäftigen sich mit anderen Dingen.
Der Erstkontakt passt zeitlich am ehesten in die vom Hund gewählte Ruhephase in einem ablenkungsfreien Umfeld.
Der Mensch kann sich zu ihm setzen und, über das einfache Handauflegen ohne jegliche Bewegungen, probieren, seine Ruhe in den Hund zu transportieren.
Streicheln wäre hier kontraproduktiv, falls die Bewegungen den Hund erneut aufdrehen lassen. Ruhige Worte des Lobes mit sonorer, eher tiefer Stimme, sobald sie für kurze Momente verweilen können, helfen dem Hund zu lernen, was der Mensch von ihnen möchte.
Beginnen die Hunde erneut, sich im Kreise zu drehen oder sich hektisch zu bewegen, bricht der Mensch die Übung ab, um das Verhalten nicht zu bestätigen.
Wortsignale, die den Hund zum Stillstand bringen sollen, bleiben häufig wirkungslos, denn genau die Ruhelosigkeit ist ihr Problem. Sie brauchen Alternativen zu ihrem Verhaltensmuster. Daher reagieren sie häufig eher auf Sitz oder down als auf Stopp oder steh.
Grundsätzlich sollte aufdringliches Verhalten nicht bestätigt werden.
Auch wenn es speziell beim Streicheln schwerfällt, sind die ruhigen Momente lobenswert und dürfen durch Körperkontakt jederzeit bestätigt werden. Streicheln, Berührungen, Schmusen und Umarmungen sind ein Akt innerer Vertrautheit, eine Intimität zweier Sozialpartner bei der die Qualität vor der Quantität stehen sollte.
Rat und Tat
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von Paul Parey Zeitschriftenverlag (Wild und Hund) [Public domain], via Wikimedia Commons
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