Rückruf Probleme
Hören tut er schon
Hunde aus dem Freilauf oder dem Spiel mit Artgenossen abrufen zu können, ist eines der Hauptprobleme vieler Hundehalter.
Während im Welpen- und Junghundealter ein Rückruf selten notwendig ist, doch wenn, dann gehorsam befolgt wird, belieben erwachsene Hunde den Ruf des Menschen zunehmend zu ignorieren. Die Aussage, der Hund würde es nicht hören, ist hierbei unzutreffend. Selbstverständlich hört der Hund, sofern er nicht taub ist, die Worte seines Menschen. Er kommt ihnen nur nicht nach. Die Frage ist viel eher, warum der Hund nicht folgsam ist.
Die meisten Hunde benötigen einen opportunen Grund, um den Anweisungen ihres Menschen Folge leisten zu wollen.
Erkennen sie keinen persönlichen Vorteil, überhören sie den Rückruf. Verbinden sie den Rückruf mit »Bestrafung« wie dem Entzug des Freilaufs, könnte das ebenfalls zur Ungehorsamkeit verleiten. Häufiger noch wurde bereits im Welpen- und Junghundealter der Grundstein dafür gelegt, deren Auswirkung sich spätestens ab ca. dem zweiten Lebensjahr des Hundes zeigt.
Im Welpenalter achten die Hunde noch sehr genau auf ihre Menschen, weil sie das natürliche Folgeverhalten bei ihrer Hundemutter schon praktizierten. Ist dennoch einmal ein Rückruf notwendig, kommen sie artig retour, was nicht mit »absolutem Gehorsam« betitelt werden kann. Aufgrund des Alters weiß der Welpe oder Junghund, dass die Aussicht auf Unversehrtheit nur in der Nähe ihres Besitzers gesichert ist. Für fremde Hunde, denen sie schutzlos gegenüberstehen, sind sie Nahrungskonkurrenten und Eindringlinge im Revier.
Da sich Welpen gegen erwachsene Hunde nicht verteidigen können, bleiben sie bei ihren Menschen, bzw. kommen auf Ruf zurück.
Eine Fehlkonditionierung des Rückrufs bei Welpen und Junghunden entwickelt sich, wenn beispielsweise der Mensch seinen Hund abruft, wenn dieser sich just mit etwas Interessantem beschäftigt. Der Hund kehrt zurück, doch angekommen findet keine Interaktion statt. Daraus lernt der Hund, dass sich alleine zu beschäftigen spannender ist und wird sukzessive überlegen, ob es sich lohnt, dem Rückruf zu folgen.
Genießen Welpen frühzeitig ausgedehnte Bewegungsradien, wird es mit zunehmendem Lebensalter, meist mit Einsetzen der Pubertät der Hunde schwieriger für den Menschen, ihm dieses Privileg zu entziehen. Reagieren Hunde nicht auf den Rückruf, gehen die Menschen zu ihm und leinen ihn an. Hier entwickelt sich die Fehlkonditionierung über das »zur Strafe anleinen« Prinzip, was einen positiven Leinenaufbau verhindert.
Ziel soll es sein, dass der Hund erkennt, wäre er zurückgekommen, hätte er weiterhin unangeleint laufen dürfen.
Tatsächlicher Lernprozess ist jedoch, dass der Hund seinen Menschen und die Leine mit dem Ende von Spaß in Verbindung bringt. Je häufiger ihm das widerfährt, umso weniger gerne lässt er sich an die Leine nehmen und entzieht sich sogar dem Zugriff seines Menschen, wenn dieser auf ihn zugeht. Dabei hält der Hund immer genau den Abstand ein, der notwendig ist, damit der Mensch nicht das Halsband greifen kann. Viele Hunde entwickeln daraus ein amüsantes Spiel, bei dem sich der Mensch intensiv mit seinem Hund beschäftigt.
Entwicklungsbedingt werden die Abstände zum Menschen im jung erwachsenen Alter sichtbar größer.
Menschen neigen dazu, ihre Hunde immer dann zurückzurufen, wenn etwas im Sichtfeld erscheint, worauf ihr Hund reagieren könnten. Beispielsweise ein Freizeitsportler, Wildtier oder ein Artgenosse. Ruft der Mensch in diesem Moment seinen Hund, mag dieser die Anweisung zunächst noch folgen. Erkennt der Hund jedoch, dass es einen triftigen Grund für den Rückruf gibt, nämlich ein mögliches Zielobjekt, wird er lernen, sich zunächst umzuschauen, bevor er dem nächsten Rückruf gehorcht.
Um den Rückruf des Menschen zu befolgen kommt es darauf an, was der Hund für wichtiger hält.
Entscheidet er sich für das Wildtier oder den Artgenossen, wird er den Rückruf nicht befolgen. Um diese Variante zu lernen, brauchen viele Hunde nur eine einzige vergleichbare Situation.
Ein sicherer Rückruf steht im Zusammenhang mit der Akzeptanz des Hundes gegenüber seines Menschen. Nur, wenn der Vierbeiner seinem Menschen den Führungsanspruch zugesteht, wird er sich auch ohne erkennbaren Grund, abrufen lassen. Wobei in diesem Falle kaum ein Abrufen notwendig ist, da der Hund seinem Menschen folgt, wenn er die Richtung wechselt.
Hunde, die das Spiel mit Artgenossen ihrem Menschen vorziehen, zeigen, dass sie den Spaziergang mit ihrem Menschen langweilig finden.
Beginnen die Menschen damit sich während der Spaziergänge intensiv mit ihrem Hund zu beschäftigten, beispielsweise mit Suchspielen, könnte sich das Verhalten des Hundes dadurch verändern.
Hunde, die sich einen Spaß daraus machen, wenn ihr Mensch sie »einfangen« möchte, vergleichbar mit einem „Fang mich doch Spiel“ zwischen Hunden, könnten eine Fünf-Meter-Leine als Schleppleine tragen. Der Mensch geht nun nicht mehr direkt auf seinen Hund zu, sondern auf das Leinenende. Hunde können diese Distanz, um dem Menschen das Leinenende zu entziehen, glücklicherweise nicht berechnen.
Hinweis
Sowohl Welpen aus dem Tierschutz, die ihre ersten Lebensmonate auf der Straße lebten, als auch Welpen, die unter einer wärmenden Rotlichtlampe aufgewachsen sind, zeigen bereits im Welpenalter eine größere Selbstständigkeit. Bei ihnen kann der Mensch weder davon ausgehen, dass sie jederzeit aus dem Freilauf abgerufen werden können, noch dass sie grundsätzlich darauf achten, wohin sich ihr Mensch bewegt.
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